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Rezession in der Bauwirtschaft

Tiefbau Straßenabsperrung

Welche Sektoren der Bauwirtschaft sind bei einer Rezession am stärksten betroffen?

Rezessionen treffen die Wirtschaft oft hart, und die Bauwirtschaft bildet da keine Ausnahme. Allerdings sind nicht alle Sektoren innerhalb der Bauindustrie gleichermaßen betroffen. Insbesondere der Hoch- und Tiefbau zeigen unterschiedliche Reaktionen auf wirtschaftliche Abschwünge. Während der Tiefbau in Krisenzeiten eine vergleichsweise stabile Umsatzentwicklung aufweist, wird der Hochbau deutlich stärker von Rückgängen getroffen. Doch warum ist das so, und welche Mechanismen greifen hier, um den Tiefbau stabiler zu halten?

In diesem Blogbeitrag untersuchen wir die Unterschiede zwischen Hoch- und Tiefbau in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, beleuchten die Finanzierungsmodelle beider Sektoren und erklären, warum der Tiefbau meist als Erster von staatlichen Konjunkturprogrammen profitiert.


Tiefbau in Rezessionen: Stabilität durch staatliche Investitionen

Der Tiefbau, also der Bau von Infrastrukturprojekten wie Straßen, Brücken, Schienenwegen oder Kanalisationen, erweist sich in wirtschaftlich schwachen Zeiten als besonders robust. Der Hauptgrund dafür liegt in der Art der Finanzierung dieser Projekte. Tiefbauprojekte werden oft direkt von staatlichen Geldern oder durch staatlich geförderte Programme finanziert. In Krisenzeiten, wenn der private Sektor seine Investitionen zurückfährt, greifen Regierungen häufig zu großen Infrastrukturprogrammen als Konjunkturmaßnahme.

Staatliche Konjunkturprogramme stützen den Tiefbau

In einer Rezession greifen Regierungen in der Regel auf Keynesianische Maßnahmen zurück, um die Wirtschaft anzukurbeln. Diese beinhalten verstärkte öffentliche Ausgaben, die insbesondere in den Tiefbau fließen. Infrastrukturprojekte haben einen doppelten Effekt: Einerseits schaffen sie sofort Arbeitsplätze und wirtschaftliche Aktivität, andererseits sorgen sie für langfristige Verbesserungen in der Infrastruktur, die das zukünftige Wachstum fördern.

Die Europäische Investitionsbank (EIB) und nationale Regierungen finanzieren in Krisenzeiten häufig Infrastrukturprogramme, um die Konjunktur zu stützen. Großprojekte wie der Ausbau von Autobahnen, Brücken oder Schienenwegen profitieren dabei oft als Erstes. Diese Projekte haben zudem meist lange Planungszeiträume, weshalb die Bauphase oft in eine Rezession fällt, unabhängig davon, wann das Projekt ursprünglich gestartet wurde. Das trägt dazu bei, dass der Tiefbau in wirtschaftlichen Abschwüngen vergleichsweise stabil bleibt.

Der Einfluss großvolumiger Bauten auf das Wachstum

Ein weiterer Vorteil des Tiefbaus in Rezessionen ist die Größe der Projekte. Infrastrukturprojekte sind oft großvolumig, was bedeutet, dass sie beträchtliche Investitionen anziehen und sich stark auf die Gesamtwirtschaft auswirken können. Ein Beispiel ist der Ausbau von Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken in Europa oder der Ausbau von Glasfasernetzen, um die Digitalisierung voranzutreiben.

Diese Projekte schaffen nicht nur Arbeitsplätze im Baugewerbe, sondern wirken auch als Multiplikator für andere Sektoren. Unternehmen, die Maschinen liefern, Baumaterialien bereitstellen oder Logistikdienste anbieten, profitieren ebenfalls. Diese breite Streuung der wirtschaftlichen Aktivität sorgt dafür, dass Tiefbauprojekte in Krisenzeiten eine wichtige Stütze für das Wachstum bleiben.


Hochbau: Stärker von Rezessionen betroffen

Im Gegensatz zum Tiefbau wird der Hochbau in Rezessionen oft härter getroffen. Der Hochbau umfasst die Errichtung von Gebäuden, Wohnanlagen, Büros und Gewerbeimmobilien. Die Finanzierung dieser Projekte kommt häufig aus dem privaten Sektor oder wird über private Förderungen gestützt. In wirtschaftlich schwachen Zeiten schrumpfen die privaten Investitionen jedoch oft, da Unternehmen und Einzelpersonen ihre Ausgaben zurückfahren.

Verzögerte Wirkung von Förderungen

Obwohl es auch im Hochbau staatliche Unterstützung gibt, vor allem in Form von Förderprogrammen für den Wohnungsbau, treten diese Förderungen oft verzögert in Kraft. Während der Tiefbau meist direkt von staatlichen Konjunkturprogrammen profitiert, dauert es im Hochbau oft länger, bis die Auswirkungen von Förderungen spürbar werden. Diese Verzögerungen können sich nachteilig auf die Bauindustrie auswirken, insbesondere wenn private Investoren aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten Projekte aufschieben oder ganz einstellen.

Auch die Größe der Projekte spielt eine Rolle: Hochbauprojekte sind oft kleiner und weniger langfristig angelegt als Infrastrukturprojekte im Tiefbau. Das bedeutet, dass es für Bauunternehmen schwieriger ist, stabile Einnahmequellen zu generieren, wenn sich die Nachfrage verlangsamt. Projekte wie Wohnanlagen oder Gewerbeimmobilien hängen oft stark von der Nachfrage privater Investoren ab, und diese sinkt in Krisenzeiten deutlich.

Abhängigkeit von privaten Investitionen

Ein großer Unterschied zum Tiefbau besteht darin, dass der Hochbau stark auf private Investitionen angewiesen ist. Wenn die Konjunktur schwächelt, fallen oft auch die Investitionen in den Bau von Wohn- und Gewerbeimmobilien, da die Unsicherheit in der Wirtschaft dazu führt, dass potenzielle Investoren abwarten. Besonders betroffen ist der Wohnungsbau, da hier neben privaten Bauherren auch die Banken zögerlicher bei der Vergabe von Baufinanzierungen werden.

Diese Zurückhaltung im privaten Sektor führt dazu, dass Hochbauprojekte oft entweder pausiert oder komplett gestoppt werden, was sich negativ auf die Beschäftigung und die Einnahmen in diesem Sektor auswirkt. Anders als im Tiefbau, wo staatliche Investitionen einspringen, gibt es im Hochbau keine vergleichbar schnelle Rettungsleine.


Erholung nach der Rezession: Wer kommt am schnellsten in Schwung?

Wenn die Rezession überwunden ist und die Wirtschaft wieder anzieht, stellt sich die Frage, welche Sektoren der Bauwirtschaft sich am schnellsten erholen. Auch hier zeigt sich der Tiefbau robuster, da Infrastrukturprojekte oft weitergeführt werden und eine lange Bauphase haben. Allerdings können staatliche Mittel nach einer Rezession wieder gekürzt werden, was die Geschwindigkeit zukünftiger Projekte beeinflusst.

Hochbau: Langsame Erholung, aber großes Potenzial

Der Hochbau benötigt in der Regel länger, um sich von einer Rezession zu erholen. Dies liegt an den privaten Investitionen, die erst wieder zunehmen, wenn das Vertrauen in die wirtschaftliche Stabilität zurückkehrt. Sobald sich die Konjunktur jedoch erholt, kann der Hochbau schnell an Fahrt gewinnen, insbesondere wenn die Nachfrage nach Wohnraum oder Gewerbeflächen steigt.

In den Jahren nach der Finanzkrise von 2008 war beispielsweise zu beobachten, dass der Wohnungsbau sich relativ langsam erholte, während der Tiefbau dank staatlicher Investitionen schneller wieder auf Wachstumskurs ging. Sobald sich der private Sektor jedoch stabilisiert hatte, konnte auch der Hochbau nachziehen und von der wachsenden Nachfrage profitieren.


Fazit: Tiefbau als Stütze in der Rezession, Hochbau mit Potenzial in der Erholungsphase

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten erweist sich der Tiefbau als stabiler und weniger anfällig für Rezessionen. Staatliche Investitionen in Infrastrukturprojekte sorgen dafür, dass diese Projekte auch in Krisenzeiten fortgeführt werden. Der Hochbau hingegen ist stärker von privaten Investitionen abhängig und daher in einer Rezession besonders anfällig für Rückgänge.

Nach der Rezession erholt sich der Hochbau in der Regel langsamer, hat jedoch das Potenzial, stark zu wachsen, sobald das Vertrauen der privaten Investoren zurückkehrt. Das Zusammenspiel von staatlicher Unterstützung im Tiefbau und privater Nachfrage im Hochbau zeigt, wie unterschiedlich diese beiden Sektoren auf wirtschaftliche Schwankungen reagieren.

Die Bauwirtschaft ist und bleibt ein zentraler Faktor für das Wachstum und die Stabilität der Gesamtwirtschaft – und der technologische Fortschritt könnte auch hier in Zukunft neue Wege eröffnen, um die Resilienz beider Sektoren weiter zu stärken.


Quellen:

  • Europäische Investitionsbank: Infrastrukturfinanzierung in Krisenzeiten

  • Bundesministerium für Finanzen: Wirtschaftliche Erholung nach der Finanzkrise 2008

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